Führung in der Krise: Warum Zuhören stärker ist als Reden
- 23. Apr.
 - 2 Min. Lesezeit
 
In Krisenzeiten zeigt sich die wahre Qualität von Führung.

Wenn Unsicherheit wächst und Druck zunimmt, sind nicht Zahlen oder Strategien gefragt – sondern Menschlichkeit, Klarheit und Kommunikation auf Augenhöhe. In meiner neuen Podcastfolge von „Klarheit & Wahrheit“ spreche ich mit Regina Karnapp – Kommunikationsexpertin, Geschäftsführerin des Content Marketing Forums und Wirtschaftsmediatorin – über das, was in keinem Krisenhandbuch steht: die Macht des Zuhörens und die Kunst, in schwierigen Momenten präsent zu bleiben.
Krisenkommunikation: Warum viele Führungskräfte zu früh reden
Studien zeigen: In stressgeladenen Situationen neigen Menschen dazu, mehr zu senden als zu empfangen. Laut einer Untersuchung der Harvard Business Review (2023) empfinden 69 % der Mitarbeitenden die Kommunikation ihrer Führungskräfte in Krisensituationen als nicht hilfreich – häufig, weil zu wenig zugehört wird.
Regina bringt es auf den Punkt:
„Die Fähigkeit zuzuhören, ist das Erste, was Führungskräfte in der Krise verlieren.“
Dabei wäre genau das entscheidend, um Angst zu nehmen, Vertrauen aufzubauen und rationale Handlungsspielräume zu eröffnen.
Emotion schlägt Ratio – was die Hirnforschung sagt
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass unser Gehirn in Ausnahmesituationen primär emotional reagiert. Erst wenn diese Ebene adressiert wird, können wir wieder klar denken und handeln. (vgl. Prof. Joachim Bauer, „Warum ich fühle, was du fühlst“)
Deshalb ist Krisenkommunikation keine „Extra-Kompetenz“, sondern eine Kernaufgabe in der Führung – besonders in Zeiten von Transformation, Restrukturierung oder öffentlichem Druck.
Mediation als Brücke: Führung durch Konflikt
Reginas Erfahrung als Mediatorin zeigt: Gute Führung braucht mehr als Durchhalteparolen. Sie braucht die Fähigkeit, Spannungen auszuhalten, Gespräche zu moderieren und Raum für Emotionen zu schaffen – ohne Kontrolle zu verlieren.
Ihr Praxisbeispiel: Ein eskalierter Konflikt mit einem Kollegen, der erst durch Mediation gelöst werden konnte, war für sie der Gamechanger. Heute weiß sie: Klarheit beginnt dort, wo wir bereit sind, unsere Haltung zu hinterfragen – nicht nur die der anderen.
Was Unternehmen jetzt lernen sollten
Empathie ist kein Soft Skill, sondern Leadership-Kompetenz.
Zuhören schafft Vertrauen – schneller als jedes Change-Dokument.
Transparente Kommunikation senkt Widerstand – besonders in Reorganisationen.
Laut einer Gallup-Studie (2024) sind Mitarbeitende, die sich emotional eingebunden fühlen, 23 % produktiver. Und: 92 % der befragten Fachkräfte würden bei „ehrlich kommunizierenden Führungskräften“ bleiben – auch in der Krise.
Führung, die wirklich trägt
ine Führungskraft in der Krise erkennt man nicht an der PowerPoint. Sondern daran, wie sie zuhört. Wie sie kommuniziert, bevor sie informiert. Und wie sie den Mut hat, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen – menschlich, klar und handlungsfähig.
🎧 Jetzt reinhören in Folge 3 von „Klarheit & Wahrheit“:
Quellen & weiterführende Lektüre:
Gallup Engagement Index 2024 – https://www.gallup.com/de/472028/bericht-zum-engagement-index-deutschland.aspx
HBR: „What Employees Need from Leadership During Crisis“ (2023)
Joachim Bauer: „Warum ich fühle, was du fühlst“, Blessing Verlag
Handelsblatt: https://live.handelsblatt.com/wie-kommunikation-entscheidend-zum-erfolg-von-restrukturierungen-beitraegt/
David Goleman / Richard E. Boyatzis / Annie McKee: "Emotionale Führung", Econ Verlag



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